VCD fordert überprüfbare Ziele zum Verkehrsentwicklungsplan Heidelberg – Schluss mit dem Durchwurschteln
3.3.2020 Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert den Gemeinderat auf das Durchwurschteln beim Verkehr nicht weiter abzusegnen. Die Chance besteht dazu, am Mittwoch im Verkehrsausschuss nun konkrete und nachprüfbare Ziele für die Verkehrsentwicklung in Heidelberg zu beschließen.
Die Verwaltung möchte dies mit allen Mitteln verhindern und behauptet, dass die Ziele nicht rechenbar seien und will es lieber bei Allgemeinplätzen belassen. „Tatsächlich steckt dahinter die Strategie des Sand-in-die-Augen-streuen und weiter Durchwurschteln“, so Felix Berschin Vorstandssprecher des VCD.
Das Sand-in-die-Augen-streuen erfolgt immer wieder durch beschönigende Statistiken. Im Januar behauptete die Stadt, der Umweltverbund sei zwischen 2013 und 2018 stabil gewesen. Das stimmt nur bei der Zahl der Wege, nicht aber bei der wesentlich relevanteren Größe Personenkilometer (Verkehrsleistung). Das miserable Nahverkehrsangebot in der Stadt führe zu einer Verlagerung der Verkehrsleitung von 4% auf das Rad und 3% auf das Auto. Aus lauter Verzweiflung über das schlechte Nahverkehrsangebot und deutlich angezogenen Preise für Job- und Semesterticket wechseln viele vom Bus und Bahn notgedrungen auf das Rad. Dass sie sich dabei nicht gut fühlen, zeigen die nach wie vor sehr schlechten Benotungen der Sicherheit auf Radwegen in Heidelberg. Fast genauso viele Menschen kehrten aber auch den Nahverkehr den Rücken und flüchteten sich in einem komfortablen „Stadtpanzer“ - ironischerweise oft um ihre Kinder „zu schützen“.
Selbst die Heidelberger fahren nach wie vor überwiegend Auto. 57% der Verkehrsleistung werden weiterhin mit dem Auto zurückgelegt. Daher ist die immer wieder getroffene Aussage, die Heidelberger würden sich besonders umweltbewusst verhalten eine glatte Lüge, so der VCD-Sprecher. Noch schlimmer sieht es bei den Einpendlern aus, hier ist die Verkehrsleistung bei 78% zu Gunsten des PKW. Auch der PKW-Besatz mit 0,9 PKW pro Haushalt ist nicht besser als z.B. in Frankfurt oder Augsburg, obwohl diese Städte viel weniger universitär sind. Auch hier zeigt sich eine typische Schönfärberei der Heidelberger Verkehrsstatistik, indem man die sehr beliebten Dienst-PKW ausblendet, dabei sind es gerade diese Fahrzeuge, die hohe Fahrleistungen, hohen Flächenverbrauch (SUV) und hohe Luftverschmutzung verursachen.
Konkret schlägt der VCD folgende quantitativen Ziele für den Verkehrsentwicklungsplan 2035 vor:
- 30 statt bislang 70 bis 100 Schwerverletzte im Verkehr pro Jahr
- Beschlossene Halbierung CO2 bis 2030 muss aus eigener Kraft erreicht werden und darf nicht durch Verweis auf Bundesmaßnahmen (E-Mobilität) schön gerechnet werden
- Die Verlärmung (>65 dB(A)von 3.900 Wohngebäuden wird auf unter 1.000 gesenkt. Der Wohnrichtwert von 55 dB(A) wird statt bei 16.100 Wohngebäuden nur noch bei 5.000 überschritten.
- Die empfohlenen (WHO) Grenzwerte Stickoxid 30 und Feinstaub10 mit 20 wird 2025 bereits für 98% der Bevölkerung eingehalten.
- Handwerker und soziale Dienstleister haben keine Zeitverluste bei der Bedienung ihrer Kunden: Sie finden jederzeit einen Parkplatz
- Fußgänger und Radfahrer haben maximal einen Umweg von 20% gegenüber der Luftlinie
- Wartezeiten bei der Querung von Straßen werden um 50% gesenkt