VCD: Verkehrsclub legt 100 Vorschläge für Verkehrsentwicklungsplan vor
13.11.2020 "Mit diesen Vorschlägen kann die Verkehrswende innerhalb einer Dekade gelingen", so der Vorstandssprecher Felix Berschin. "Während bislang eher ein weiter-so mit Asbach Uralt-Vorschlägen wie fünfte Neckarbrücke oder Neckarufertunnel garniert mit ein paar Alibis Radschnellwegen erkennbar ist, hat sich der VCD auf die Suche nach schnell umsetzbaren und wirkungsvollen Maßnahmen gemacht.
Das Motto lautet, weniger rasen, flüssiger und mehr Rücksicht aufeinander." Der VCD ist der einzige Club, der alle Verkehrsteilnehmer vertritt. Stadtweit Tempo 30 sei dort dann genauso wichtig, wie, die Sichtbarkeit von Fahrradfahrern und Fußgängern. So könnte auch auf viele Ampeln verzichtet werden bzw. Zebrastreifen mit Ampeln ausprobiert werden. Diese Zebrastreifen bieten Fußgängern bereits Vorrang, würden aber auf Anforderungen z.B. von Kindern oder unsicheren Senioren zusätzlich mit einer roten Ampel versehen. Genauso müssten aber z.B. bei Neubaugebieten die Gehwege durchgezogen sein und die Kreuzungen entsprechend aufgepflastert sein.
Schwerpunkt der VCD Vorschläge ist auch der Pendlerverkehr. "Außer pauschal die Pendler als die bösen Autofahrer zu verunglimpfen und im Gegenzug die Heidelberger ob ihres angeblichen umweltfreundlichen Verkehrsverhalten freizusprechen fällt Verwaltung und Gutachter bislang nicht viel ein", so Albrecht Kern von der VCD Ortsgruppe Heidelberg. "Dabei wird nach wie vor 57% der Verkehrsleistung in Heidelberg per PKW erbracht". Die Verkehrsleistung, also Wege mal Länge ist immer noch der entscheidende Faktor für Umweltzerstörung, Unfälle und Lärm, und da steht Heidelberg wahrlich nicht gut da.
Der VCD kritisiert in diesem Zusammenhang eine Wohnungspolitik in Heidelberg, die aufgrund der hohen Preise nicht nur keine Einpendler reduziert, sondern im Gegenteil die Auspendlerzahl massiv erhöht hat. Allein in den letzten zehn Jahren wuchs die Zahl der Auspendler um die Hälfte, so der Verkehrsclub.
Zentraler Vorschlag des VCD ist die sofortige Einrichtung von Umweltspuren auf den vierspurigen Einfallstraßen von Süden, Südwesten und Westen. Eine von zwei Spuren pro Richtung sei dann dem Umweltverbund vorbehalten. Neben Schnellbussen vom Umland würden auf diesen nach Vorstellungen des VCD auch Fahrgemeinschaften und vorübergehend auch Elektroautos fahren dürfen. Diese hätten dann Vorfahrt vor allen anderen. Weiterhin schlägt der VCD ein Großparkhaus am Autobahnende Gneisenauplatz vor, so dass mit dem neuen Neckarsteg dort in Kombination mit Rollern viele tausend Beschäftigte im Feld nicht mehr den nervigen Parcours durch Bergheim fahren müssen.
Aber auch ein Kleinbus durchs Handschuhsheimer Feld nach Ladenburg hält der VCD inzwischen für notwendig, da die Pendlerzahlen aus diesem Bereich stark wachsen. Schließlich müssten die von OB Würzner angekündigten Radachsen ins Umland schnell realisiert werden, wobei es gerade im fünftgrößten Einpendlerort Sandhausen keine direkte Verbindung nach Heidelberg gibt und auch nicht erkennbar ist, dass dies absehbar geändert werden soll.
Auswahl einiger zentraler Vorschläge
1. Deutliche Erhöhung der Parkpreise für Anwohnerparken im Rahmen bundesweiter Spielräume bzw. zusätzlich/alternativ "Privatisierung" und Digitalisierung des Parkens z.B. über Wohnungsbau-gesellschaften. Mit marktgerechten Preisen und digitalen Apps wird gewährleistet, dass jeder Bewohner, aber auch jeder Handwerker und jeder Kunde ein Parkplatz bekommt und niemand mehr einen Parkplatz suchen muss.
2. Rückbau Römerstraße auf 2 Spuren und damit Beseitigung der Trennungsschneise in der Südstadt. Umlenkung mindestens der Hälfte der Autos über B535 - Speyerer Straße. Dazu muss der Knoten B535/Speyerer Str./Grasweg komplettiert werden und die zahlreichen Abbiegemöglichkeiten auf der Speyer Straße reduziert werden.
3. Autofreier Neckarstaden. Zunächst am Wochenende, aber Stück für Stück Ausbau Friedrich-Ebert-Anlage Süd zur leistungsfähigen Tangente. Dazu Anbindung Klingenteichstraße ohne Ampel und Umbau Adenauerplatz zum Kreisverkehr ohne Ampel. Radfahrer fahren von Gaisbergstraße über die Ein-/Ausfahrt vom Gaisbergtunnel
4. Entlastung des Bismarckplatzes durch weitere Straßenbahnhaltestelle Bergheimer Straße und damit Ringverkehr der Straßenbahn. Am schnellsten realisierbar durch Abhängen Bergheimer Straße (Sackgasse). Weitergehende Vorschläge sehen einen Tunnel Sofienstraße zwischen Adenauerplatz und DHC-Tiefgarage vor, so dass oberirdisch keine Autos mehr fahren würden. Die Rampen wären halbwegs stadtbildverträglich im Adenauerplatz (zusammen mit abgesenkten Gaisbergtunnel) und im Bereich der heutigen DHC-Tiefgaragen-Rampe.
5. Vergrößerung der straßenfreien Erholungsräume z.B. durch Aufgabe des Stückerwegs und Zusammenlegung mit Grasweg samt neuer Autobahnparallele in PHV, Aufgabe Cuzaring (Ersatz B535-Ausbau) oder Sperrung des Königstuhls für Durchgangsverkehr nach Gaiberg und Waldhilsbach.
6. Umwidmung einer Autospur auf der L598/Sandhäuser Str. über B535 zum Radweg und Weiterführung über Kirchheimer Mühle mit neuen Brücken über Leimbach/Landgraben nach Sandhausen.
7. Verkehrsberuhigte Bereiche bzw. auch Netzunterbrechung bei allen Grundschulen/Stadtteilzentren. Z.B. Mühltalstraße/Dossenheimer Landstr. in Handschuhsheim
8. Flügelung der OEG (RNV Linie 5) am Hans-Thoma-Platz. Das heißt dass an der Bergstraße die Bahnen immer doppelt fahren, während ab Handschuhsheim eine Bahn zum Neuenheimer Feld direkt und die andere Bahn wie gehabt über die alte B3 zum Bismarckplatz fährt. Damit können die Kapazitätsprobleme einerseits, aber auch der nicht funktionierende Anschluss von der Bergstraße elegant kostengünstig gelöst werden.