Betriebshof: Eine unendliche Geschichte oder Das Dilemma der Grünen
30.10.2018 Arnulf Weiler-Lorentz
Es gab Zeiten, da sollte der Betriebshof so schnell wie möglich am alten Standort erneuert werden, für mehr Arbeitssicherheit und größere Kapazität. Es lag eine fertige Planung vor und sogar der erste Spatenstich war schon getan. Allerdings dann doch etwas zu spät, um noch in die laufende staatliche Förderperiode zu kommen. Der Aufschub bringt den Oberbürgermeister auf den Gedanken, das innerstädtisch gelegene Areal des alten Betriebshofs teuer zu verkaufen und einen neuen auf dem Großen Ochsenkopf zu bauen.
Das wiederum ruft Umwelt- und Naturschützer und nicht zuletzt die Bergheimer und Wieblinger auf den Plan, die sich vehement gegen den Verlust einer grünen Brachfläche wehren. Die ist längst nicht mehr nur Frischluftschneise und Kaltluftentstehungsgebiet, sondern auch hochwertiges Biotop. Die CDU versucht den Standort Großer Ochsenkopf mit Zugeständnissen an die widerständigen Bürgern zu retten. Tieferlegung und Begrünung sollen die Zustimmung bringen.
Bei den Grünen meldet sich eine Fraktion zu Wort, die den Betriebshof unbedingt aus Bergheim verlegen will, um „Urbanität“ im Stadtteil zu schaffen. Dabei ist es sicher nicht der Straßenbahnverkehr, der Urbanität in Bergheim verhindert, sondern der erhebliche Autoverkehr auf fünf Hauptverkehrsstraßen. Um des innerfraktionellen Friedens willen - so stellt es sich dem Außenstehenden dar - verfallen die Grünen auf die Idee, als Alternative eine Verlegung des Betriebshofes auf das Airfield prüfen zu lassen. Patrick Henry Village könne gleich mit angebunden werden. Dass das teuer und langwierig sein würde und dass durch eine solche Trasse wertvolles Ackerland und Grünfläche verschwindet, stört nicht. Während die CDU die hehren Ziele eines ökologischen Bauens des Betriebshofes angesichts der hohen Kosten rasch aufgibt, beantragen die Grünen eine vertiefte Prüfung ihres Vorschlags. Sie haben aber offensichtlich nicht damit gerechnet, dass jetzt Kirchheimer und Pfaffengrunder Bürger auf die Barrikaden gehen, die neben ökologischen Argumenten auch die Kosten ins Feld führen. Die Erschließung von Patrick Henry Village über das Airfield erfordert schließlich eine dreimal so lange Straßenbahntrasse, wie eine Verlängerung der Kirchheimer Linie 26.
Die Urbanisten bei den Grünen müssen sich überlegen, wieviel Umweltzerstörung sie hier in Kauf nehmen wollen. Und das für einige Wohntürme auf dem alten Betriebshofareal mit ein bisschen Begleitgrün. Sie sollten sich für den Neubau auf dem alten Standort entscheiden, der verkehrstechnisch die richtige Lage hat, zentral im Netz liegt, und der im Gegensatz zu den anderen Optionen nicht zu einer weiteren Versiegelung von Freifläche führt.
S.a.
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