Heidelberg zeigt Solidarität mit Demokraten in Chemnitz

5.9.2018   awl   Bunt vor Menschen, Fahnen und Transparenten ist der Bismarckplatz. Die SPD hat zu einer Solidaritätskundgebung mit den Demokraten in Chemnitz aufgerufen und mehr als tausend Heidelberger sind gekommen. Innerhalb von wenigen Tagen haben sich politische Organisationen unterschiedlicher Couleur zusammengetan und zu einer Mobilisierung beigetragen, die es in Heidelberg lange nicht gegeben hat.  [bilder:©rothe / ©awl]

Die Ausschreitungen des rechten Mobs gegen Flüchtlinge, die Angriffe auf Bürger und Medienvertreter, das Versagen der Polizei und der Landesregierung in der sächsischen Großstadt haben offensichtlich auch die Menschen in Heidelberg aufgerüttelt.

Marlen Pankonin (Kreisvorsitzende der SPD) eröffnete die Veranstaltung mit den Worten:
"Mit unserer Kundgebung erklären wir unsere Solidarität mit den Menschen, die im Augenblick in Chemnitz an einem Gratis-Konzert gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt teilnehmen.

In den vergangenen Tagen sind furchtbare Dinge passiert. Gerade noch feiern die Einwohnerinnen und Einwohner von Chemnitz ausgelassen ein Fest. Im nächsten Moment herrschen Gewalt und Hass. Ein Mensch stirbt. AfD, NPD, Pegida, Pro-Chemnitz und Hooligans - Seite an Seite – provozieren und missbrauchen die Tat für ihre menschenverachtende Hetze. Sie provozieren mit weißen Rosen, wohlwissend, dass diese Blume an den Widerstand der Geschwister Scholl gegen die Nazi-Herrschaft gilt. Sie „trauern“ mit Hass in ihren Reden. Sie „trauern“ mit dem Hitlergruß. Sie „trauern“ mit herunter gelassenen Hosen und blanken Hintern. Sie sind eine Schande für unser Land.

Und deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass diese Menschen die Trauer für sich beanspruchen. Lassen wir nicht zu, dass uns dieser rechte Mob verbietet, was anständig ist. Auch wir halten heute inne und gedenken einem Todesopfer. Jetzt und hier.

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, es ist Zeit, gemeinsam für unsere Werte einzustehen und Flagge zu zeigen. Wollen wir wirklich, dass in Deutschland immer mehr Hass, Hetze und Angst regieren? Wir, die Organisatorinnen und Organisatoren sagen laut: NEIN! NICHT MIT UNS!

Viele von uns gehen seit Jahren auf die Straße, wenn es gilt, die Menschenrechte zu verteidigen. Aber jetzt werden wieder Menschen durch die Straßen gejagt. Am helllichten Tag. Unter den Augen hunderter Beobachterinnen und Beobachter. Sie stehen da, mit Händen in den Taschen oder schlimmer noch: johlend und Beifall klatschend. Und diesen Leuten muss man JETZT sagen: Es reicht. Wer bei solchem Unrecht nicht einschreitet, trägt eine Mitschuld.

Wer hinter Menschen, die den Hitlergruß zeigen, die Nazi-Symbole tragen und Nazi-Lieder singen hinterher läuft, muss sich als NAZI bezeichnen lassen. Und diesen Leuten muss man JETZT sagen: Wer es zulässt, dass Menschen ausgegrenzt werden, weil sie krank sind oder anders aussehen oder anders sprechen oder einfaches irgendetwas an sich haben, was anderen nicht passt, muss sich als Rassist bezeichnen lassen.

Es gibt Parteien in unserem Land, die tun alles, um Menschen aufeinander zu hetzen. Sie provozieren und verbreiten Fakenews. Sie verstehen es, schnell in die Opferrolle zu fallen, wenn es ihnen passt. Sie spalten unser Land. Sie schüren Chaos und haben null Interesse an einem guten Zusammenleben. Das werden wir aber nicht zulassen!

Und was machen wir nun? Vielleicht öffnen die Ausschreitungen vielen Menschen die Augen. Wir werden weiter auf die Straße gehen, wenn es sein muss. Wir werden weiter um jeden Menschen kämpfen, der nur verunsichert ist oder Angst hat. Aber wir erwarten, dass sie sich klar und deutlich abgrenzen von Rechtsaußen!

Liebe Leute, wir haben keine Zeit mehr. Wir haben Probleme zu lösen, damit es allen besser geht. Unsere Gesellschaft hat sich für einen Sozialstaat entschieden. Das bedeutet, dass wir es aushalten müssen, dass es Menschen gibt, die mehr Hilfe brauchen als andere. Und das ist auch gut so! Das nennen wir Solidarität!

Nur gemeinsam schaffen wir es, die Probleme in unserem Land und in unserer Stadt zu lösen. Im Sinne der Menschen. Mit ehrlichen Antworten auf wichtige Fragen. Und es ist gut, dass wir gemeinsam ein breites Heidelberger Bündnis auf die Straße bekommen. Gegen rechte Gewalt. Gegen Rassismus. Immer wieder. Die SPD ist dabei."

Weitere Redebeiträge

von Johnny Brambach (Heidelberg gegen Rassismus),  Beate Deckwart-Boller (Bündnis 90 Grüne, Stadträtin), Alexander Hummel (Die Linke Heidelberg), Hannah Zielke (Jusos Heidelberg) u. Franziska Heinisch (Hochschulgruppe Heidelberg), Elisa (Seebrücke), Johannah Illgner vom Queerfeministisches Kollektiv, Matthias Kutsch (CDU, Stadtrat), Tanja Sattler (Vorsitzende Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V). befinden sich im Anhang (soweit für die SP verfügbar) oder in Auszügen auf http://kommunalinfo-mannheim.com/2018/09/05/wirsindmehr-heidelberg-zeigt-solidaritaet-mit-chemnitz/ .

06.09.2018 - 12:30