Nachdenkseiten: "Mit Hartz IV haben die Eliten das Dauerfeuer auf Lohnabhängige eröffnet" - Interview mit Susan Bonath
25.6.2018 Hartz IV sei Armut per Gesetz, sagen manche. Das stimmt, aber es ist noch viel mehr. Es ist auch ein Lohnsenkungs- und Sozialstandardsabbau-Programm. Ein Angriff auf das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes. Ein Entrechtungs- und Verelendungsregime. Und nicht zuletzt Teil einer „ideologischen Mobilmachung“, die mittels der Hartz-IV-Ideologie Opfer zu Tätern erklärt, Menschen in ihrer Not also nicht nur im Stich lässt, sondern ihnen auch noch ein – von vielen geglaubtes – „Selbst schuld!“ um die Ohren haut.
Zu aktuellen Entwicklungen bei Hartz sowie notwendigem Widerstand hiergegen sprach Jens Wernicke mit der Journalistin und Hartz-IV-Kritikerin Susan Bonath.
Frau Bonath, Sie sind vehemente Gegnerin des Hartz-IV-Armutsregimes und veröffentlichen in verschiedenen Medien immer wieder kritische Expertise hierzu. Aktuell stehen uns nun einige „Reformen“ der „Reform“ ins Haus. Was kommt da konkret auf uns zu? Was ist geplant?
Ich berichte seit Jahren für die „junge Welt“ über alle möglichen Auswüchse des Hartz-IV-Systems. Das zeigt mir deutlich, wie weit der Eingriff in die Gesellschaft reicht. Ein Beispiel: Dass die Regelsätze schon zur Einführung dieses Teils der Agenda 2010 im Januar 2005 kleingerechnet worden waren, räumten später sogar Mitglieder der Hartz-Kommission ein. Demnach war zunächst schon 2005 von 500 Euro für Erwachsene die Rede gewesen. Dies wurde dann auf 345 Euro im Westen und 331 Euro im Osten kleingerechnet.