Heidelberg Marketing: Stellungnahme zum Offenen Brief der "Konzertfreunde der Stadthalle"

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe Kenntnis von Ihrem Offenen Brief sowie von Ihrem Info-Brief, beide vom 25. Oktober 2019, zur Heidelberger Stadthalle erhalten. Selbstverständlich ist es jedem unbenommen, über Projekte und politische Entscheidungen zu diskutieren. Dies sollte jedoch auf der Grundlage von korrekten Informationen erfolgen. Leider enthalten Ihre beiden Schreiben jedoch eine ganze Reihe von falschen Aussagen.

Fakt ist: Die beschlossene Planung – das sogenannte Waechter-Konzept – bietet eine große Bandbreite an Nutzungen für alle Veranstalter der Stadthalle.

Ja, es gibt künftig die Möglichkeit, die Sitzreihen über Hubpodien ansteigen zu lassen. Die Besucherinnen und Besucher haben dadurch einen wesentlich besseren Blick auf die Bühne und kommen in den Genuss einer deutlich besseren Akustik. Es kann aber auch ein ebenes Parkett hergestellt werden – genau in der Höhe und in der Größe, wie es heute der Fall ist.

Das Landesamt für Denkmalpflege ist weit über das vorgeschriebene Maß hinaus in die Planungen eingebunden. Von einer „zerstörerischen“ Wirkung, wie Sie schreiben, kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Durch die Sanierung werden viele historische Situationen wieder frei gelegt oder rekonstruiert. Beispiele sind die Wiederherstellung des Bühnenraums unter der Orgel, die Freilegung des alten Haupteingangs oder die Rekonstruktion historischer Fenster anstelle vereinfachter Einbauten aus den vergangenen Jahrzehnten. Beispielhaft möchte ich auf folgende Fehlinformationen in Ihren Schreiben hinweisen:

- In Ihrem Offenen Brief heißt es: „Wie das ergänzende Akustikgutachten nachweist, kann eine schonende Ertüchtigung des Großen Saals dieselbe verbesserte Akustik erzielen wie der Umbau.“ Diese Aussage ist falsch. Richtig ist: Der Gutachter hat eindeutig festgestellt, dass die Akustik-Qualität des Waechter-Entwurfs durch einen optimierten Ist-Zustand nicht erreicht werden kann. Der Gutachter, Herr Prüfer vom renommierten Akustik-Büro Müller-BBM, hat am 25. September 2019 öffentlich als Fazit im Haupt- und Finanzausschuss erklärt: „Der Waechter-Entwurf stellt die
bestmögliche akustische Verbesserung dar, im Rahmen der durch den Denkmalschutz vorgegebenen Randbedingungen. Das Klangbild eines optimierten Ist-Zustandes wird sich eher am Bestand orientieren.“

- Sie schreiben, dass das Orchesterpodium in Richtung Saalmitte geschoben wird. Das ist falsch. Richtig ist: Das Podium bleibt an seiner jetzigen Position. Richtig ist vielmehr, dass das Podium durch die Entfernung nachträglicher Einbauten an seiner Rückseite erweitert wird. Damit wird die Bühne aus der Gründungszeit der Stadthalle wiederhergestellt. Jeder Veranstalter kann frei wählen, wie er diesen Raum nutzt – ob als freien Bühnenraum, für einen Chor oder für zusätzliche Zuschauerreihen.

- Sie schreiben, dass eine Akustik-Simulation für einen optimierten Ist-Zustand nicht im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt worden sei. Diese Aussage ist falsch. Richtig ist: Im Haupt- und Finanzausschuss am 25. September 2019 hat Herr Prüfer vom Büro Müller-BBM die Ergebnisse des Akustikgutachtens für den optimierten Ist-Zustand vorgestellt und dem Vorentwurf von Waechter und Waechter gegenübergestellt.

- Sie befürchten ein „denkmalpflegerisches Debakel“ und fordern die Einschaltung von Denkmalschutz und Regierungspräsidium. Fakt ist: In die Planungen sind sowohl die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt als auch das Landesamt für Denkmalpflege eng eingebunden. Es gibt regelmäßige Besprechungen von Bauherr, Fachplanern und Vertretern der Denkmalschutzbehörden. Vertreter des Denkmalschutzes sind zudem über Tage und Wochen vor Ort, um die historische Bausubstanz genauestens in Augenschein zu nehmen. Vorhaben des Bauträgers werden bereits im Entwurfsstadium abgestimmt. Die Zusammenarbeit ist hervorragend. Wir erhalten hierzu sehr positive Rückmeldungen des Landesamtes.

Auch weiteren Vorwürfen in Ihrem Info-Brief muss ich in aller Deutlichkeit entgegentreten: Barrierefreiheit: Die Barrierefreiheit wird nicht etwa verschlechtert, wie von Ihnen suggeriert,
sondern erheblich verbessert. Für viele Menschen sind der Große Saal und die Toiletten heute nicht ohne fremde Hilfe erreichbar. Diese untragbare Situation wird mit der geplanten
Sanierung endlich gelöst.

Statik: Es ist eine absolute Selbstverständlichkeit, dass alle Maßnahmen durch statische Berechnungen abgesichert werden. Ohne Statik-Nachweis gibt es keine Baugenehmigung.
Die detaillierten Statik-Berechnungen erfolgen planmäßig in der jetzt anstehenden Phase der sogenannten Entwurfsplanung.

Rondell: Das Rondell ist nicht denkmalgeschützt. Sein Abbau hat den Vorteil, dass die historische freie Sicht auf die Seiten-Fassade der Stadthalle wiederhergestellt und die angrenzende Grünfläche vergrößert wird. Technisch wäre ein Wiederaufbau des sanierungsbedürftigen Rondells jedoch ohne weiteres möglich.

Wände: Seitenwände im Parkett gibt es nur, wenn ein Veranstalter die Möglichkeit der ansteigenden Sitzreihen nutzt. Bei einem flachen Parkett werden die Seitenwände gemeinsam mit den Stufen im Boden versenkt. Es entsteht derselbe freie Raum wie heute.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir sind offen für Anregungen und Kritik. Ich muss jedoch darum bitten, dass diese auf fachlich korrekter Basis erfolgen. Ihre Schreiben enthalten wie dargelegt eine Reihe definitiver Fehlinformationen. Ich fordere Sie deshalb auf, diese Fehlinformationen zu korrigieren.
Wir bieten detaillierte Informationsmöglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger. Wir stellen hierzu am Freitag dieser Woche einen Bauwagen direkt vor der Stadthalle auf, in dem wir die
historische, die heutige und die künftige Situation vorstellen. Zusätzlich bieten wir ebenfalls noch im November öffentliche Führungen an. Selbstverständlich stehen mein Team und ich
Ihnen auch jederzeit für persönliche Gespräche zur Verfügung.

Lieber Herr Bujard, lieber Herr Gutbrod,
erlauben Sie mir, dass ich mich kurz direkt an Sie wende. Sie sind seit Anbeginn Mitglied unseres Experten- und Nutzerkreises. Sie haben viele wertvolle Anregungen erfolgreich in die
Planungen eingebracht. Ich bin sehr froh, dass wir Sie für dieses Engagement gewinnen konnten. Ich bitte Sie, dass wir wieder auf diesen Weg der konstruktiven und faktenorientierten Diskussion zurückkehren.

Mit freundlichen Grüßen
Mathias Schiemer
Geschäftsführer
Heidelberg Marketing

18.11.2019 - 21:00