Klima-Allianz Deutschland: Deutschland muss in der Landwirtschaftspolitik umsteuern

„Die Landnutzung ist ein Haupttreiber des Klimawandels, kann aber durch CO2-Bindung auch Teil der Lösung sein. Der IPCC-Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme macht deutlich, dass die industrielle Landnutzung und die Lebensmittelindustrie sehr große Verursacher der Klimakrise sind. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Notwendig sind eine deutliche Reduktion der Tierbestände und eine Veränderung der landwirtschaftlichen Praktiken, hin zu umwelt- und klimaverträglichen Anbaumethoden. Dabei muss der Grundsatz gelten, die zur Verfügung stehenden Flächen in erster Linie für den Anbau von Lebensmitteln zu nutzen und die Lebensmittelverschwendung zu verringern. Mastbetriebe, die auf Futtermittel aus Übersee angewiesen sind, verschärfen die Klimakrise durch Flächenkonkurrenz und verdrängen ebenso wie Palmölplantagen regionale Bewirtschaftungsformen.

Deshalb muss sich auch die deutsche Landwirtschaftspolitik an den globalen Nachhaltigkeitszielen orientieren. Stattdessen hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das nicht einmal ausreicht, um die deutschen Klimaschutzziele bis zum Jahr 2030 einzuhalten - insbesondere, weil sie sich einer Reduktion der Tierbestände durch eine Bindung an die Fläche verweigert.

Um das Pariser Abkommen zu erreichen und die Erderhitzung zu begrenzen, sind allerdings auch weitreichende Maßnahmen in anderen Sektoren notwendig. Unter anderem müssen der Ausstieg aus den fossilen Energien forciert und die Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien gefördert werden. Auch auf internationaler Ebene muss Deutschland wieder eine Vorreiterrolle einnehmen.“

Anlässlich der heutigen Veröffentlichung des Sonderberichts des Weltklimarats IPCC zu Klimawandel und Landsystemen fordert Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland, von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner einen klaren politischen Fahrplan.

Hintergrund:
Vom 2. bis 6. August 2019 fand in Genf die 50. Plenarsitzung des Weltklimarats (IPCC) statt. Dort wurde der Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme (SRCCL) von Vertretern der 195 Mitgliedsstaaten verabschiedet. Der Bericht einschließlich der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (SPM) wurde am 8. August 2019 in Genf vorgestellt. Der Bericht fasst den wissenschaftlichen Kenntnisstand über Klimawandel, Landdegradierung, nachhaltiges Landmanagement, Ernährungssicherheit und Treibhausgasflüsse in terrestrischen Ökosystemen zusammen.

Der Bericht ist Teil von drei IPCC-Sonderberichten. Der Bericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad Celsius und die damit verbundenen Treibhausgasemissionspfade wurde im Oktober 2018 veröffentlicht. Der Sonderbericht zu Ozeanen und der Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima wird für September 2019 erwartet.

Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung sieht für die deutsche Landwirtschaft vor, die Treibhausgase (THG) bis 2030 um 11 bis 14 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente auf 58 bis 61 Mio. Tonnen CO2 zu reduzieren. Die Klima-Allianz Deutschland kritisiert die geplanten Maßnahmen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zur Erreichung der Klimaziele im Bereich Landwirtschaft als zu unkonkret und unzureichend. Das zivilgesellschaftliche Bündnis hat berechnen lassen, mit welchen Maßnahmen das Klimaziel für das Jahr 2030 im Bereich Landwirtschaft sicher zu erreichen ist. Die Studie des Öko-Instituts zur Bewertung von Maßnahmenvorschlägen der deutschen Zivilgesellschaft zeigt, wie das 2030-Ziel sicher erreicht werden kann.
Die Studie des Öko-Instituts im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland finden Sie unter folgendem Link: kurzlink.de/landwirtschaft_2030


Die Klima-Allianz Deutschland ist das breite gesellschaftliche Bündnis für den Klimaschutz. Mit ihren über 120 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Kirche, Entwicklung, Bildung, Kultur, Gesundheit, Verbraucherschutz, Jugend und Gewerkschaften setzt sie sich für eine ambitionierte Klimapolitik und eine erfolgreiche Energiewende auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene ein. Ihre Mitgliedsorganisationen repräsentieren zusammen rund 25 Millionen Menschen.


 

 

09.08.2019 - 11:15