Bürger+innen für Bergheim: Offener Brief zur Entwicklung von Bergheim-West

10.4.2021   Seit 2014 wird über den Betriebshof diskutiert. Das konkrete Ergebnis nach sieben Jahren teils heftiger Debatte macht fassungslos. Die aktuellen Planungen verdeutlichen, zu welchem fatalen Ergebnis die Vernachlässigung bzw. komplett fehlende städtebauliche Einbindung durch erdgeschossige Nutzungen und Verknüpfungen mit dem Stadtteil führen.

Jetzt liegen die überarbeiteten Pläne für den Ausbau am Altstandort vor. Das Ergebnis ist nicht mehr als ein großer, geschlossener Klotz ohne Zweck und Mehrwert für die Bürger*innen in diesem Stadtteil. Die Befürworter*innen des Standorts versprachen ein

„Zukunftskonzept“ für Bergheim mit bezahlbarem Wohnraum, einem Park für die Bürger*innen, hochwertigen und ökologischen Grün- und Freiflächen, lebendigen Erdgeschosszonen mit Ladengeschäften und Cafés – so gut wie nichts davon ist in den aktuellen Planungen vorgesehen. Übrig geblieben ist eine überdimensionierte Werkstatthalle für Straßenbahnen mit schmalem Grünstreifen mitten im Herzen Bergheims. Eine große Straßenbahngarage in einem Stadtteil, dessen Bewohner*innen bereits jetzt massiv von Verkehr, Lärm und Dreck beeinträchtigt sind. Das sind keine schönen Aussichten für Bergheim! Heute ist allen schon klar: Das ungeheuerliche Konstrukt wird viel zu klein sein für die Anforderungen, die ein moderner und zukunftsfähiger Betriebshof benötigt. Den Betriebshof im laufenden Betrieb umzubauen kostet viel Zeit und viel Geld. Eine plausible Kalkulation ist nicht zu leisten.

Der Standort des Betriebshofs ist ein wichtiges Schlüsselgrundstück Heidelberger Stadtentwicklung. Die stadträumliche Vernetzung von der Bahnstadt bis ins Neuenheimer Feld bleibt auf der Strecke. Die Entwicklung und die Einbindung des Landfriedareals in Bergheim wird Stückwerk bleiben. Der FU-Campus verharrt in einer Randlage zwischen Tramdepot und Gleise. Das alles wird für die nächsten hundert Jahre blockiert. Bergheim wird aufs Abstellgleis gestellt, mitten im Herzen von Heidelberg.

Auch wenn die Mehrheit des Gemeinderats gegen eine Verlagerung gestimmt hat, bitten wir Sie: Tragen Sie Sorge dafür und übernehmen Sie Verantwortung, damit die Bergheimer*innen nicht die Leidtragenden dieser Entscheidung werden und zumindest die im sogenannten

„Zukunftskonzept“ beschlossenen Punkte umgesetzt werden. Noch ist es nicht zu spät!

 

Wir appellieren an Sie auch als Bürger*innen dieser Stadt und fordern Sie auf Ihre Entscheidungen zu überdenken und dringend nachzubessern. Und zwar für:

  • eine höhere Aufenthalts- und Lebensqualität in Bergheim.

  • ein städtebauliches Konzept für ein urbanes und lebendiges Quartier in Bergheim.

  • lebendige Erdgeschosse im Herzen des Stadtteils vom Dezernat 16 zum Alfons-Beil- Platz, zum Landfriedgelände und dem F+U Komplex.

  • eine Durchlässigkeit und Vernetzung des Areals in Nord-Süd und Ost-West Richtung.

  • eine zukunftsfähige Lösung für einen attraktiven ÖPNV in Heidelberg, der auch die Entwicklungen im Süden/Westen und in der Region um Heidelberg nachhaltig mitdenkt.

  • einen Park, der diese Bezeichnung verdient und als wirkungsvolle Maßnahme in der Hitzeinsel Bergheim fühlbar wirkt.

  • multifunktionale Nutzungen für die ökologische und soziale Nachhaltigkeit.

  • eine fortschrittliche und zukunftsorientierte Stadtentwicklung Heidelbergs.

 

Wir sind zu Gesprächen bereit und bringen uns gerne weiterhin konstruktiv in die Debatte ein. Für Bergheim. Für Heidelberg.

 

Die Erstunterzeichner*innen der Initiative für Bergheim (in alphabetischer Reihenfolge)

Pascal Baumgartner
Uwe Bellm (BDA)
Albertus Bujard, (Altstadtrat)
Thorsten Erl, Prof. Dr.-Ing. (formAD e.V.)
Hans-Jörg Kraus
Martin Pehnt
Silke Reck (VHS Heidelberg)
Dirk Rulffes (NeckarOrte e.V.)
Ingrid Schinz
Steffen Sigmund
Dr. Till Schweizer
Jan van der Velden-Volkmann (Architektenkammer Heidelberg)
Christian Weiss (Altstadtrat)
Christina West, Dr. phil. (Urban Innovation - Stadt neu denken! e.V.)

 

16.04.2021 - 21:15