Die Bahnstadt ist beim lokalen Klima gescheitert
13.8.2020 Arnulf Weiler-Lorentz
Allerdings nicht am Passivhausstandart, wie ein Artikel des Deutschlandfunks vermuten lassen könnte, der diese Bauweise in unmittelbaren Zusammenhang mit dem sommerlichen Hotspot bringt, der dort entstanden ist. Wärmedämmung wirkt schließlich in beiden Richtungen: Sie bewirkt, dass Wärme bei kalter Witterung nur langsam verloren geht, umgekehrt aber auch, dass die Räume im Sommer kühl bleiben, sofern sie nicht durch Sonneneinstrahlung über die Fenster aufgeheizt werden.
Das lokale Klima der Bahnstadt leidet an der massiven Bebauung, die dort entstand. Zweimal wurde die Geschossflächenzahl des Masterplans (Maß für die Dichte der Bebauung) auf Druck der Entwicklungsgesellschaft erhöht,
um die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen zu verbessern. Wiederholt wurden Bebauungspläne beschlossen, die eine massive Bebauung in Bereichen vorsahen, die laut Klimagutachten der Stadt Frischluftschneisen darstellen. Es entstanden einzelne Quartiere mit vielgeschossigen Hochbauten. Große Plätze - etwa der Gadamer Platz - wurden beinahe komplett versiegelt, statt ausreichend Bäume und Grünflächen vorzusehen, die für Schatten und Kühlung hätten sorgen können.
In der Diskussion um das Bürgerbegehren „Klimaschutz Großer Ochsenkopf“ hat Baudezernenten Odzsuck den alten Betriebshof als den sommerlich heißesten Punkt in der Stadt bezeichnet. Dieses Argument haben die Befürworter des Erhalts der Grünfläche Großer Ochsenkopf damit gekontert, der vor kurzem fertiggestellte Gadamer Platz in der Bahnstadt übertreffe den Betriebshof noch um mehrere Grade.
Die entsprechenden Beschlüsse erfolgten im Gemeinderat mit einer breiten Mehrheit, selbst die Grünen und die GAL stimmten zu.
Was ist zu tun? Keine weiteren Frischluftschneißen verbauen, Plätze und Straßen umgestalten, für mehr Grünfläche und mehr Bäume, für Dach- und Fassadenbegrünung sorgen. Und vor allem: Die gleichen Fehler nicht in anderen Konversionsgebieten wiederholen.