Folgen des Klimawandels – in der Welt und im Feld

2.10.2018 awl   Der Weltklimarat sagt eine Temperaturerhöhung von 2-5 Grad Celsius bis 2100 voraus. Was bedeuten die Vorraussagen in bezug auf die Klimaerwärmung für uns, unsere Kinder und unsere Enkel? Das war das Thema des Podiums auf der Veranstaltung des Evangelischen Forums Handschuhsheim. Helmut  Brodt fasste zu Beginn den aktuellen Stand der Wissenschaft zusammen: Maßgeblich verantwortlich für die Klimaerwärmung sind die Emmissionen an CO2, Methan und Lachgas.  [bild: IPCC]

Diese Emmissionen haben seit dem 20.Jahrhundert erheblich zugenommen.                                                                  

Damit einher geht  eine entsprechenden Zunahme der mittleren Temperaturen. Dieser Temperaturanstieg führt zu einer Reihe von Entwicklungen, die sich z.T. gegenseitig verstärken. Als Punkte des Umkippens gelten u.a. das Abschmelzen der Eisschilde, die Unterdrückung der atlantischen Tiefenwasserbildung, die Versauerung der Ozeane, das Auftauen der Permafrostböden und die Austrocknung des Regenwaldes. Die Klimaveränderungen führen zu heißeren Sommern und niederschlagsreicheren Wintern, zur Verschiebung der Vegetationsperiode und zu Veränderungen in der Zusammensetzung der Vegetation. Beispielhaft nannte Brodt den Anstieg des Meeresspiegels etwa der Ostsee um 30-80 cm bis zum Jahre 2100. Er schloss mit der Frage an das Podium und an das Publikum: „Was können wir dagegen tun als Bürger, als Verbraucher, als Obst- und Gemüsebauern, als Unternehmer, als Investor, als Christ?“

Der heiße Sommer habe eine besondere Belastung für die Gemüsekulturen im Handschuhsheimer Feld dargestellt, meinte Gemüsebauer Hans Hornig. Sie haben wesentlich mehr Bewässerung benötigt. Glücklicherweise ist der Grundwasserstand ausreichend hoch gewesen, weil es im vorausgegangenen Winter ausgiebig geregnet hat. Heidelberg müsse sich die stadtnahe Produktion von frischem Gemüse erhalten, damit nicht lange Lieferwege zu mehr CO2-Produktion führen.

Ulrich Kasparick, Staatsekretär a.D. und Gründer des Bündnisses „Für unsere Enkel“, war über Videokonferenz zugeschaltet. Er hält die Lage für dramatischer als sie im Eingangsreferat dargestellt wurde. Mache Prognosen gingen von einer wesentlich schlechteren Entwicklung aus. So werde in manchen Studien für den Ostseespiegel auch ein Anstieg um 160 cm bis 2100 prognostiziert, wenn das Abschmelzen des Grönlandeises unumkehrbar werde. Bisher reichen weder die deutschen noch die internationalen Anstrengungen aus, um diese Entwicklung zu verhindern. Als wirksames Instrument schlägt er Divestment in Kohle, Erdöl und Erdgas vor. Man müsse den großen Konzernen, die hier tätig sind, Finanzmittel entziehen. „Nehmt den Jungs das Geld weg“, ist seine Forderung, etwa bei Investitionen für Pensionsrückstellungen. Die Kirchen könnten aber auch sonst zu Maßnahmen zur CO2-Einsparung wesentlich beitragen.

Die Kirchen tragen bereits nach Kräften bei, entgegnete Prof. Dr. Hans Diefenbacher, Umweltbeauftragter der EKD. Ihre Maßnahmen entsprächen in etwa den formulierten Zielen der Bundesregierung. Er fürchtet vor allem, dass der Klimawandel in den Städten zu wesentlichen Temperaturerhöhungen führen wird. Dies stelle ein Gesundheitsrisiko für die Bewohner dar und könne zu einem erhöhten Stromverbrauch durch Raumklimatisierung führen.

Lothar Eisenmann, IFEU-Institut Heidelberg, forderte jeden Einzelnen auf, aktiv zu werden, vor allem beim Einsparen von Strom und Wärme. Die Stadt Heidelberg mache das vor, bei den stadteigenen Immobilien hat sie den Energieverbrauch in den letzten Jahren um rund 50% verringert und sei damit deutlich besser als andere Kommunen. Insgesamt in der Stadt betrage aber die Einsparung nur 12 %. Am wenigsten werde im Bereich Verkehr eingespart.

Einvernehmen bestand bei den meisten Besuchern der Veranstaltung, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um den Klimawandel aufzuhalten. Vor Ort, national und international sind größere Anstrengungen erforderlich. Die Stadt Heidelberg und ihre Bürger sind dabei nicht ausgenommen.

05.10.2018 - 21:15