Aktionsbündnis Bergheim West: Grünfläche am Großen Ochsenkopf erhalten

14.1.2018  awl   „Der jetzige Standtort des Betriebshofes ist aus betriebstechnischen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen besser geeignet als der Große Ochsenkopf“, so Verkehrsingenieurin Karin Weber für das Aktionsbündnis  Bergheim West. „Es ist nicht notwendig, die ökologisch und klimatisch wichtige Grünfläche dafür zu opfern.“

Wie zu erwarten, ergebe die Berechnung der Betriebskosten bei zwei Standorten, Großer Ochsenkopf (Straßenbahnen) und Wieblinger Weg (Busse), höhere Betriebskosten als am Standort Bergheimer Straße. Hierfür seien vor allem der höhere Personalaufwand bedingt durch die größere Anzahl von Leerfahrten verantwortlich. Hierüber bestehe auch Übereinstimmung mit der von der rnv vorgelegten Kostenschätzung. In einer jährlichen Folgekostenrechnung betrage die Differenz im ersten Jahr etwa 1 Mio. € und wachse über die Betriebsdauer von 45 Jahren durch steigende Lohn-, Energie- und Materialkosten auf über 2,5 Mio. €/Jahr an. Für den alten Standort spricht auch, dass hier mehr Raum für in späteren Jahren notwendige Erweiterungen zur Verfügung steht.

Die höheren Investitionskosten, die die rnv ermittle, seien z.T. der Stadt und nicht dem Betriebshofprojekt der rnv zuzurechnen, so z.B. die Kosten für städtebauliche Maßnahmen und die zu erwartenden Erlöse aus Grundstücksverkäufen. Selbst wenn die Einnahmen aus dem Verkauf des Grundstückes an der Bergheimer Straße nicht mit den Fördermitteln des Landes verrechnet werden müssten, wie nach dem Sinn der Förderrichtlinien vorgesehen sei, ergäben sich keine entscheidenden Vorteile für die Lösung am Großen Ochsenkopf. Bei den Fördermitteln seien für den Standort Bergheimer Straße die Mittel eingesetzt, die 2015 in Aussicht gestellt wurden. Dies sei aber überholt, da das Projekt nicht mehr in die laufende Förderperiode des Landes falle, die 2019 endet. Auch für die für den Standort Großer Ochsenkopf eingesetzten deutlich höheren Zuwendungen gäbe es bisher keine belastbare Zusage.     [Fassadengestaltung rnv-Betriebshof, Bergheimer Straße, Heidelberg - Planungsgruppe Gestering | Knipping | de Vries - Westfassade]            

 „Der Großen Ochsenkopf hat eine erhebliche Bedeutung für das Klima Bergheims, der Bahnstadt und des Bereichs Wieblingen/Pfaffengrund. Dies zeigt das Klimagutachten der Stadt von 2015“, folgert Heinz Delvos. Der Stadtteil Bergheim sei hoch verdichtet, weise einen hohen Versiegelungsgrad und einen geringen Bestand an Grün- und Erholungsflächen auf. Die mittlere Temperatur liege erheblich über der des übrigen Stadtgebietes. Die bioklimatischen Situation sei ungünstig, weil es an angrenzenden Kaltluft-produzierenden Flächen fehle. Deshalb sei es zwingend, die wenigen Grünflächen zu erhalten, zu optimieren und auszudehnen. Gerade der Große Ochsenkopf sei eine Grünfläche, die als Ausgleichsfläche im westlichen Teil Bergheims erhalten bleiben müsse. Dies gelte umso mehr, als in naher Zukunft noch ein Teil des Penta-Parks wegfallen werde.

„Der Große Ochsenkopf ist für die Bewohner des westlichen Bergheims eine Möglichkeit, den hoch verkehrsbelasteten Straßen und Plätzen zeitweise zu entgehen und ohne weite Wege eine Grünfläche zu erreichen“, formulierte die Anwohnerin Uta Ropers. Der schwarze Weg werde von Fußgängern und Radfahrern schon jetzt als ein beliebter „Verkehrsweg“, die Grünfläche als Treffpunkt genutzt. Dies zeigten auch die Feste auf der Wiese, die dort stattgefunden haben und die Forderung aus der Bevölkerung nach einem „Volkspark Großer Ochsenkopf“. Eine Aufwertung als Park und Biotop müsse diesen Bedürfnissen Rechnung tragen.

Als wertvolles Biotop bezeichnen laut Rainer Zawatzky der BUND und der NABU die Grünfläche am Großen Ochsenkopf. Durch die fehlende Bewirtschaftung habe über Jahrzehnte kein relevanter Nährstoffeintrag stattgefunden und die Wiese habe sich zu einem sehr artenreichen Standort entwickelt, der beinahe einem Magerrasen entspreche. Solche Standorte gebe es in Heidelberg sonst praktisch nicht. Die beiden Umweltverbände haben zweimal eine Kartierung durchgeführt. Dabei haben sie mehr als 100 Pflanzenarten gefunden. Der Heckenbereich entlang der Bahngleise sei außerordentlich reich an Vögeln. Es gelte, diese Wiese zu einem fußläufig erreichbaren Biotop und Naturerfahrungsraum, z.T. auch zu einem Park umzugestalten. Der Große Ochsenkopf sei im übrigen nicht nur für die Bergheimer sondern auch für die Wieblinger Bevölkerung von Bedeutung.

Als Fazit forderte das Aktionsbündnis Bergheim West, den Betriebshof am jetzigen Standort zu erneuern und den Großen Ochsenkopf als Grünfläche und Biotop zu sichern.

16.01.2018 - 11:15