Städtetag Aktuell: Private Autos werden nur durch stationsgebundenes Carsharing ersetzt

11.6.2019   Prinzipiell ist es eine kluge Idee, ein einzelnes Auto über Carsharing für viele Menschen nutzbar zu machen. Erste Studien zum freien Carsharing lassen jedoch vermuten, dass dadurch mehr Menschen vom Fahrrad oder von Bus und Bahn zurück auf das Carsharing-Auto wechseln. Gleichzeitig ist zweifelhaft, dass Menschen in Folge dieses Carsharing auf ihr privates Auto verzichten.

Private Autos werden, wenn überhaupt, durch das so genannte stationsgebundene Carsharing ersetzt.

Pooling, eine Mischung aus Taxi und Linienverkehr, wird derzeit von einigen Städten als eine Art Zubringerdienst erprobt. Damit soll der ÖPNV ergänzt und das Nahverkehrsnetz verdichtet werden. Das funktioniert ganz gut, wo viele Menschen nah beieinander wohnen. Dort finden sich leicht zwei oder mehr Menschen, die gleichzeitig ähnliche Fahrtenziele haben. Doch besteht auch beim Pooling die Gefahr, dass Menschen von der Schiene zurück aufs Pooling-Auto umsteigen. Deshalb geht es den Städten bei allen Neuerungen immer wieder vor allem auch darum, den öffentlich geförderten Nahverkehr zu schützen und zu stärken. Rund 11 Milliarden Fahrgäste, die im Jahr per ÖPNV unterwegs sind, sollten das auch weiterhin tun. Damit das gewährleistet bleibt, müssen die Städte in ihren Nahverkehrsplänen auch zukünftig regeln dürfen, wo Pooling-Anbieter bestehende Linien ersetzen, ergänzen oder verdichten dürfen. Denn der Markt würde sich ansonsten schnell die ÖPNV-Rosinen aus dem Mobilitätskuchen picken. Und ÖPNV heißt eben nicht, dass die öffentliche Hand nur die Strecken bedient, die die Privaten wegen fehlender Rentabilität nicht bedienen.

Aus: Die Mobilität der Zukunft: vernetzt, nachhaltig, bezahlbar und wettbewerbsfähig
Von Hemut Dedy, Deutscher Städtetag Aktuell 5/19, Forum

 

13.06.2019 - 23:45