Kreisbauernverband: Masterplan NHF - Gartenbauunternehmen haben Angst um Perspektive

28. Juni 2017   Stellungnahme zum Masterplan Neuenheimer Feld
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Odszuck,
mit großer Sorge beobachten wir, als berufsständische Interessenvertretung, den derzeitigen Diskussionsstand und die Planungsabsichten der Stadt Heidelberg und die damit einhergehende Flächeninanspruchnahme im Handschuhsheimer Feld.

Uns ist bewusst, dass eine förmliche Beteiligung der berufsständischen Interessenvertretung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen wird, dennoch wollen wir bereits zu diesem frühen Verfahrensstadium unsere Bedenken, insbesondere die Sorgen und Angste der landwirtschaftlichen Unternehmen vortragen; auch in der Erwartung, dass diese im Verfahren ausreichend Gehör und Berücksichtigung finden werden.

Zunächst wollen wir darauf hinweisen, dass die Landwirtschaftlichen Nutzflächen im Handschuhsheimer Feld dezeit Produktionsgrundlage von 19 Gartenbaubetrieben darstellen, welche auf 125 Hektar in Freilandkulturen und etwa 25 Hektar im geschützten Anbau (Gewächshäuser und Folientunnel) im Schwerpunkt regionales Gemüse und Obst anbauen. Hierbei handelt es sich sowohl um Haupt- als auch um Nebenerwerbsbetriebe, welche ihre Produkte sowohl im Direktverkauf als auch über die Erzeugergenossenschaft vermarkten.

Dabei stellt der Boden den entscheidenden und unverzichtbaren Produktionsfaktor für die Betriebe dar. Das Vorhandensein ausreichender Nutzflächen ist die Voraussetzung für die Entwicklungsfähigkeit der Betriebe, bei denen teilweise bereits heute die Frage des Generationswechsels geklärt ist. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass bei etwaigen Ausweisungen neben den konkreten Bebauungsflächen auch immer Flächen für den naturschutzrechtlichen Ausgleich den Betrieben verloren gehen wird. Dadurch ist zu befürchten, dass die Betriebe doppelt betroffen sein werden. Neben dem direkten Verlust an Nutzflächen durch die Bebauung werden landwirtschaftliche Flächen durch den naturschutzrechtlichen Ausgleich dauerhaft entzogen. Denn auch die Flächen für den naturschutzrechtlichen Ausgleich stehen den Unternehmen zu Produktionszwecken nicht mehr zur Verfügung; sie sind aus landwirtschaftIicher Sicht,,verbraucht".

Die Unternehmen haben Angst um ihre betriebliche Perspektive, letztendlich Angst um ihre Existenz.

Die Umsetzung des Bebauungsplans im Gewann Hühnerstein wird aller Voraussicht nach weitere Flächeninanspruchnahmen nach sich ziehen, sei es durch dessen straßentechnische Erschließung im Wege des Ausbaues des Klausenpfades oder weitere Ausweisungen für weitere Erweiterungsgebiete der wissenschaftlichen Einrichtungen im Neuenheimer Feld. Auch die östlich und nördlich angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen werden infolge der Bebauung durch Schattenwurf beeinträchtigt werden.

Die von der Gesellschaft und Politik erwarteten Aufgaben -Sicherstellung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln kann die Landwirtschaft dauerhaft nur erfüllen, wenn die Betriebsstandorte und deren wertvollste Grundlage, nämlich die landwirtschaftlichen Produktionsflächen, eine höhere Beachtung bekommen und ein nachhaltiger Schutz gewährleistet werden kann.

ln den letzten 70 Jahren hat sich bundesweit die Siedlungsfläche nahezu verdoppelt. Nach wie vor werden heute noch etwa 5 Hektar Fläche (letzte Erhebung 2014) pro Tag infolge von Siedlungstätigkeiten und Infrastrukturmaßnahmen beansprucht. Auf welchen landwirtschaftlichen Flächen werden künftige Generationen Ihre Nahrungsmittel erwirtschaften/produzieren?

Der überwiegende Teil der Fläche im Handschuhsheimer Feld wird von fruchtbaren Lössboden bedeckt. Diese Böden zeichnen sich als besonders ertragsreich aus, zumal diese Flächen überwiegend beregnungsfähig sind.

Wir bitten Sie, die lnteressen und Angste der Betriebe im Handschuheimer Feld ernst zu nehmen und gemeinsam mit den Landwirten und Gärtnern nach Lösungen zu suchen.

Hochachtungsvoll

Wolfgang Guckert
-Vorsitzender

 

 

14.07.2017 - 14:00